Bald nun ist Weihnachten. Hr. Ing. Vlastimil Šroubek, Sportovní klub Marathon Plzeň ist seit Jahren eifriger Marathonveranstalter.

Meist in Pilsen, gerne auch zur Weihnachtszeit. Im Juli aber in Prag wenn es gilt, am 27. d.M. der Marathon-Goldmedaille von Emil Zátopek von Helsinki 1952 zu gedenken. Der damaligen Startzeit Rechnung tragend wird um 15h gestartet, da kann es u.U. recht warm sein. Deutlich wärmer jedenfalls als heute, so viel ist sicher.

Gut zweieinhalb Stunden fahren Günter Schlöglhofer und ich von Urfahr nach Pilsen, trotz stellenweise Schneefahrbahn und Schneegestöber. Da wir zeitig in Pilsen (168.000 Ew, europ. Kulturhauptstadt 2015) sind, können wir vor dem Start noch kurz die sehenswerte Innenstadt samt Weihnachtsmarkt besichtigen. Veselé Vánoce leuchtet es uns dort entgegen. Kurz vor 9 Uhr sind wir am Campingplatz am Bolevec-See welcher am nördlichen Stadtrand von Pilsen in Fahrtrichtung Most liegt. Das Thermometer pendelt zwischen -1° und -2°C, ich rüste um auf Trailschuhe. Es gibt zwei Startzeiten. Die ganz langsamen Marathonis dürfen schon um 9 Uhr los. Sieben sind es, die dieses Angebot nutzen.

Da ich bereits seit dem Herbst angemeldet bin beträgt meine Startgebühr überschaubare CZK 200,- also € 8,-. Das geht. Günter hat sich erst gestern angemeldet, er muss CZK 420,- ausgeben. Der Parkplatz wo Ziel und Zeitnehmung (race result-Chip) stattfinden ist verschneit und ziemlich zugeparkt. Stanislav Jančář übersetzt uns, dass es 10min später als geplant losgehen wird. Wir wärmen uns in der neuen Gaststätte Ostende an der Startlinie auf. Vor drei Jahren war hier noch ein verrußtes Fundament zu sehen.

Um 10h10 geht es los. Ein kurzes Startstück und dann 13x gegen den Uhrzeigersinn um den See, das haben die 44 Marathonis zu absolvieren. 10km- und Halb-M-Bewerb werden zeit-gleich aber an anderer Stelle gestartet. Nur die Ziellinie ist für alle dieselbe. Seinen Start-schuss überträgt Vlastimil via Handy an die Zeitnehmung.

Der See hat in etwa die Form eines Rechtecks, die Längsseiten sind die mit Wind. Der ist viel stärker als angekündigt. Gleich nach Beginn muss ich mir die Laufhose neu schnüren, eine nervige Fummelei mit klammen Fingern. 2min sind gleich einmal weg. Ich versuche Tempo zu machen weil mir kalt ist. Miroslav Vostrý läuft auch, wie eh fast jeden Marathon in Tschechien. Früher einmal war er schneller als ich, jetzt nicht mehr. Für die ersten 10km, gut 3 Runden, brauche ich fast eine Stunde. Mir ist immer noch kalt. Ohne Handschuhe, Haube und Schlauchtuch ginge es bei mir nicht.

Nachdem die ersten Halbmarathonis und 10km-Läufer im Ziel sind leert sich der Parkplatz rasch. Als dann nach 12km starkes Schneegestöber einsetzt, muss ich was an meiner Ausrüstung ändern. Bei km13 komme ich abermals an meinem Auto vorbei und fasse nun eine Jacke aus. Zwar schwitze ich nun noch mehr, aber immerhin fährt mir der kalte Wind nicht mehr durch die Kleidung bis auf die nasse Haut. Nun kann ich auch langsamer laufen, muss ich auch, meine Kräfte lassen schon nach. Vor allem das wellige Streckenprofil spüre ich. Wieder einmal habe ich zu knapp zum Lauftermin hintrainiert. Ob ich es irgendwann noch lerne?

Das Schneegestöber dauert keine halbe Stunde, meine Jacke ziehe ich aber auch dann nicht aus als für wenige Minuten die Sonne durchblinzelt.

Gerhard Petermann aus BaWü wurde von seiner Frau zum Start begleitet. Die marschiert nun dick verpackt zügig gegen die Laufrichtung. So wird sie heute auch auf einige Kilometer kommen. Immer wieder begegnen uns außerdem Pärchen oder Familien die um den See ihren Nachmittagsspaziergang machen.

 

Den heißen Tee bei der einzigen Labestelle mache ich mir mit kaltem Wasser trinkfertig. Als nach zwei Stunden kein Tee mehr da ist, greife ich auf das Powerade aus meinem Auto zurück. Powergel auch, weil die angebotenen Wurstbrote zu kauen ist mir zu langwierig. Bei der Labestelle gibt es aber auch Waffeln, Salzgebäck, Kuchen und Coca Cola. 

Gaudete – freut euch! So heißt der dritte Adventsonntag den wir heute haben. Eine große Gaudi scheinen heute jedoch die wenigsten zu haben. Vielleicht im Ziel dann. Über das Wetter muss man sich nicht wundern, kurz vor der Wintersonnenwende darf es schon so sein.

Sieger wird erwartungsgemäß Radek Brunner (43) der die Schlammspritzer bis zum Hintern rauf hat. Für die ersten 29km habe ich 3h06 gebraucht, irgendwann werde ich schon ins Ziel kommen. Eine 4h35er-Zeit fehlt mir noch in meiner Sammlung. Vielleicht passt es ja heute. Hoppla, es gibt wieder heißen Tee! Nach und nach werden die Leute auf der Strecke immer weniger weil im Ziel. Nur einer von den 44 (3 Damen + 41 Herren) hört vorzeitig auf.

Gerhard Petermann, Sieger AK-50, hat mich mehrmals überrundet und ist bereits im Ziel als ich meine vorletzte Runde beginne. Seine Frau ist mit ihren Seeumrundungen nun auch fertig.

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Damensiegerin wird die 29jährige Vera Hamplová in 4h02:07. Nach 4h12 beginne ich meine letzte Runde. Ich bin echt schon froh, wenn es vorbei ist. Es hat jetzt 1°C oder 2°C, die Tageserwärmung war demnach nicht so dramatisch. Hauptsache es war nie rutschig. Der Wind ist uns leider bis zum Schluss erhalten geblieben.

Einen km vor dem Ziel lasse ich mich ohne Gegenwehr von Jan Dolejš überholen, was soll’s? Der letzte, ein klitzekleiner, Anstieg etwa 250m vor dem Ziel, da höre ich von hinten Günters Schritte.

„Komm, wir laufen gemeinsam ins Ziel!“, sagt er und legt los. Ich ziehe mit, so werden wir immer schneller. Im Nu haben wir den Jan Dolejš überholt der unserem Schlussfurioso nichts entgegenzusetzen hat. Vorbei am GH Ostende, links auf die Straße, ein Polizeiauto begegnet uns als wir nebeneinander laufen, wieder links, das kurze Matschstück noch, Sprung über die Pfütze und nach 4h34:50 bzw. 4h34:51 sind wir im Ziel.  

Nichts ist es geworden aus meiner ersten 4h35er-Zeit! Günter ist Schuld!

Vlastimil demontiert zuerst unsere Chips, dann bekommt jeder die Finishermedaille. Ich kann es kaum erwarten mir das kalte, verschwitzte Gewand vom Leibe zu reißen und trockenes anzuziehen. Ich bin völlig entsaftet.   Mein alkfreies Edelweiß habe ich mir von zuhause mitgebracht, wegen der Elektrolyte! Schließlich habe ich noch 230km mit dem Auto vor mir.

Als wir wegfahren beginnt Darina Doubková gerade ihre letzte Runde. Ein Stockerlplatz ist ihr dennoch gewiss.   Wir kommen an der großen Pilsner Brauerei (cz.: Plzeňský Prazdroj) vorbei. Josef Groll aus dem bayrischen Vilshofen kam 1842 nach Böhmen um hier ein gutes Bier zu brauen. Er braute im Okt. 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Dieser Sud, das Pilsner Urquell, wurde erstmals am 11. Nov. d.J. ausgeschenkt und ein voller Erfolg.

Im Jänner 2017 sind Günter und ich in Budweis einen Marathon gelaufen, gegen Jahresende heute einen in Pilsen. Das ist doch irgendwie stimmig!

Marathon-Top 3

  1. Radek Brunner 2h41:07
  2. Radim Čada 2h53:14
  3. Michael Vanĕček 2h53:30          
  1. Vera Hamplová 4h02:07
  2. Hana Breburdová 4h21:08
  3. Darina Doubková 6h22:02

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Fotos (C) Herbert Orlinger


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