Philipp Kaider zerschmettert den Weltrekord für die schnellste Rad-Durchfahrt von ganz Österreich.
Der österreichische Radfahrer Philipp Kaider pulverisierte bei seinem Versuch, von Feldkirch nach Nickelsdorf quer durch Österreich zu fahren, den elf Jahre alten Rekord von Gerald Bauer.
19 Stunden für fast 700 Kilometer
In einer sensationellen Zeit von genau 19 Stunden durchquerte er das Land mit dem Fahrrad von West nach Ost. Der amtierende Weltmeister im 24-Stunden-Zeitfahren absolvierte insgesamt 673 Kilometer mit über 4.000 Höhenmetern und radelte dabei mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35,42 Kilometern pro Stunde.
Schreck zum Start
Kaider startete seinen Rekordversuch am Samstag um 17:00 Uhr in Feldkirch (V) und erlebte einen Schreckmoment. Die Schaltung seines Zeitfahrrads funktionierte nicht und der Versuch wurde nach wenigen Metern abgebrochen. Nach der Reparatur startete er um 17:06 Uhr erneut. Die ersten 45 Kilometer durch Vorarlberg und der Aufstieg zum Arlberg verliefen besser als erwartet. Der 37-Jährige schraubte sich mit seinem Rennrad in 37 Minuten zum Pass hoch, wo sein Betreuerteam bereits auf den Wechsel zum Zeitfahrrad wartete.
Danach ging es rasant bergab und bei leichtem Seitenwind durch das Inntal. Kaider konnte ein konstantes Tempo halten und erreichte Innsbruck bereits 30 Minuten vor dem errechneten "Best-Case-Szenario" kurz vor 22:00 Uhr. Die Lufttemperatur betrug hier etwa 18 Grad, was Kaider als sehr warm empfand. In der Nähe von Kitzbühel fiel die Außentemperatur um Mitternacht auf etwa 13 Grad, was Handschuhe erforderlich machte, aber die Weiterfahrt angenehmer gestaltete. Trotz idealer Bedingungen hatte Kaider zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal mit Müdigkeit und einem Leistungseinbruch zu kämpfen. Sein gut eingespieltes Team unterstützte und motivierte ihn mit Witzen, Sprüchen und herausfordernden Fragen in dieser kritischen Phase. Teamwork ist das, was im Ultracycling zählt!
Über 40 km/h im Schnitt
Nach seiner Ankunft in Salzburg setzte der Niederösterreicher mit einer bis dato höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit von 40,6 km/h bei 12 Grad und wolkenlosem Himmel seine Fahrt nach Oberösterreich fort. Igel, die bei Dämmerung mehrmals die Straße überquerten, erforderten höchste Aufmerksamkeit von Kaider und seinem Team im Pacecar. Die Nachtfahrt endete kurz nach 5:00 Uhr morgens mit Sonnenaufgang. Ein Blick auf den Tacho verriet zu diesem Zeitpunkt eine unglaubliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 36 km/h. Kurz vor St. Pölten kämpfte der 24-Stunden-Zeitfahr-Weltmeister von 2022 erneut mit starker Müdigkeit. Dennoch ließ er sich nicht beirren und trat auf den letzten Kilometern durch Niederösterreich noch einmal kräftig in die Pedale, fuhr südlich an Wien vorbei und weiter ins Burgenland. Um 12:06 Uhr erreichte Kaider schließlich den Zielort Nickelsdorf und stellte mit genau 19 Stunden einen sensationellen neuen Rekord für die Trans-Austria-Strecke auf.
Kaider überrascht von seiner eigenen Leistung
"Es spiegelt ein bisschen meine Karriere wider - starke Startschwierigkeiten und dann läuft es wieder", sagte Kaider mit einem Lächeln im Ziel. "Ich weiß noch nicht ganz, warum ich so schnell war. Im Vorhinein haben wir darüber gesprochen, dass es möglich sein könnte, knapp unter 20 Stunden zu bleiben. Jetzt fehlt mir nur eine Minute, um unter 18 Stunden zu bleiben. Das ist unglaublich." An dieser Stelle möchte der Niederösterreicher seinem Team herzlich danken: "Ohne das Team wäre eine solche Leistung nicht möglich. Ich hatte immer wieder mit Müdigkeit und Übelkeit zu kämpfen. Wenn sie mich nicht abgelenkt und unterstützt hätten, wäre der Versuch wahrscheinlich schneller vorbei gewesen, als ich es mir gewünscht hätte." Der Rekordversuch wurde live von K19 übertragen und hat eine weitere besondere Eigenschaft - er ist klimaneutral. Insgesamt werden 68 Bäume in Niederösterreich gepflanzt, um den CO2-Ausstoß des Pacecars und des Kameraautos zu kompensieren. Der erste Baum wurde bereits vor dem Rekordversuch im Zielort Nickelsdorf (B) gepflanzt.
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