Erst vor eineinhalb Jahren wurde dem aus Kenia stammende Edwin Kemboi vom Ministerrat die Österreichische Staatsbürgerschaft zugesprochen.
Kemboi ist mit einer Kärntnerin verheiratet und lebt regelmäßig in Österreich. Bereits ein Jahr vor seiner Einbürgerung lief er eine Marathon-Bestzeit von 2:12:58 Stunden.
Mit solch einer Leistung wäre Kemboi sogar unter dem aktuellen Limit (2:14:00 h) für die Olympischen Sommerspiele in London. Doch zuletzt ließen seine Leistungen nach. Nachdem er 2015 beim Marathon in Dubai 2:14:05 Stunden lief, wurde er vom Österreichischen Leichtathletikverband für die Weltmeisterschaften in Peking nominiert, wo er mit 2:28:06 Stunden allerdings deutlich unter seinen Erwartungen blieb. Anfang des Jahres 2016 gab er beim Marathon in Dubai nach 20 Kilometern auf.
Nach der Staatsbürgerschaft Wohnsitz nach Kenia verlegt?
Seit einigen Wochen gehen zudem der LAC Klagenfurt und Kemboi getrennte Wege. Die Stellungnahme von seinem ehemaligen Verein auf deren Homepage dazu ist recht brisant:
"Der LAC Klagenfurt hat sich von Edwin Kemboi getrennt, weil wir keine Chance sahen ihn in unseren Verein einzugliedern und wir den finanziellen Forderungen nicht nachkommen wollten! Obwohl wir der Familie Kemboi anboten mit Edwin Deutsch zu lernen (Das ist die Grundvoraussetzung für eine Aufnahme beim Heer) wurde dieses Angebot nicht angenommen, mit dem Ergebnis, das der Athlet wegen fehlender Sprachkompetenz nicht den Erfordernissen entsprach. Auch war es am Anfang klar, dass Edwin mit Stefan Genser trainiert. Das ging einige Zeit gut, nach einigen Monaten auch die ausgezeichnete Zeit von Rotterdam mit 2:12:56 Stunden. Danach, und nachdem der LAC maßgeblich daran beteiligt war die Österreichische Staatsbürgerschaft für Edwin zu bekommen, wurde der Wohnsitz nach Kenia verlegt. Uns nützt aber ein Spitzen-Athlet nichts, wenn er nicht da ist und die LAC Kinder und Jugendlichen nicht zu ihm aufschauen können (Identifikationsfigur). Auch ist die finanzielle Lage nicht so, dass wir große Sprünge machen können.
Traurig ist nur wie wieder versucht wird, alle blöd zu halten. Ein Tipp: Bei den letzten Marathonzeiten des Athleten lag die Zeit der 2. Hälfte immer um 6-14 Minuten über der ersten Hälfte. Negativzeiten gab es nie. Folge - es wird ein schwerer Weg werden!
Trotzdem wünschen wir dem Athleten viel Erfolg bei seinen Zielen, denn er war stets ein Athlet, der alles für uns gab!" Quelle: http://www.lacklagenfurt.at/inhalt/plusminus.html
UPDATE (17.3.2016): Stellungnahme Edwin Kemboi
Seine Frau Anja Prieler-Kemboi hat uns folgende Stellungnahme auf das Kommentar des LAC Klagenfurt übermittelt:
"Mein Mann ist vor seiner Einbürgerung und auch noch bis Ende letzten Jahres aktives Mitglied des LAC Klagenfurt gewesen und war es auch gerne. Der KLV hat seine Einbürgerung unterstützt, dafür haben wir auch mehrmals unseren Dank ausgesprochen, aber mein Mann hat für diese Einbürgerung auch die nötigen Qualifikationen erbracht. Mein Mann hat sich dieses Jahr vom LAC KLAGENFURT getrennt und nicht umgekehrt. Vereinswechsel sind im Sport, soviel ich weiß, legitim.
Die Betreuung, die er nun vom KLC erhält, entspricht in jeder Hinsicht der professionellen Betreuung eines Spitzensportlers. Unwahr ist, dass Stefan Genser Edwins Trainer war, mein Mann trainiert mit einem kenianischen Coach, so war es auch 2013. Irgendwie amüsant, wie die Tatsachen hier passend zurecht gerückt werden.
Unwahr ist auch, dass mein Mann seinen Wohnsitz nach Kenia verlegt hat. Wir leben gemeinsam mit unserer kleinen Tochter in Klagenfurt, hier sind wir auch im Hauptwohnsitz gemeldet. Mehrmals im Jahr sind wir jedoch in Kenia und werden es auch weiter so handhaben, ohne jemanden darum um Erlaubnis zu fragen. Mein Mann hat kenianische Wurzeln, da liegt es auf der Hand, dass er, sooft es ihm möglich ist, sein Training, wie viele andere Spitzensportler (im Moment sind Arne Gabius, das französische Nationalteam und auch Lemawork Ketema vor Ort) in Kenia absolviert. Er findet dort die Bedingungen, die er braucht, um gute Zeiten zu laufen. Auch andere österreichische Athleten fahren mehrmals im Jahr auf Trainingslager und müssen sich dafür nicht rechtfertigen.
Einer Tatsache bin ich mir nun bewusst - Herr Frank muss eine kreative Ader haben. Was Edwins Deutschkenntnisse betrifft, so entsprechen sie noch nicht C1 Level, mit viel Übung wird er aber auch diesen Level irgendwann schaffen, auch ohne die Hilfe pensionierter Deutschlehrer. Das Heeresport war für uns nie eine Option, da uns vom ÖLV schon ziemlich bald gesagt wurde, das der Heeressport in erster Linie der Unterstützung ganz junger Athleten dient. Vom LAC jedoch wird dies nun in der Öffentlichkeit, in der er sich unbedingt darstellen muss, als Auslöser für die Trennung hergenommen. Wieder einmal muss ich schmunzeln.
Mit aller Deutlichkeit möchte ich festhalten, dass mein Mann äußerst stolz ist, Österreicher zu sein und Österreich bei internationalen Veranstaltungen vertreten zu dürfen. ÖLV Sportdirektor Hannes Gruber, der Edwin immer sehr gut betreut und auch in Peking vor Ort war, wird dies bestätigen. Die Zeit, die mein Mann bei der WM in Peking gelaufen ist, möchte ich nur dahingehend kommentieren, dass bei 30 Grad und 98% Luftfeuchtigkeit und Sonne ab 6 Uhr morgens auch der Sieger einige Minuten über seine Zeit geblieben ist und der Weltrekordhalter Kimetto, sowie Wilson Kipsang wegen dieser Bedingungen aufgeben mussten.
Edwin Kemboi ist in seinem Läuferleben schon 5 Mal 2h14min - Zeiten gelaufen, einmal 2h12min58 (was auch erst drei Jahre her ist) und vor gerade einmal vor 4 Monaten in Valencia, 2h15min11, was absolut seinem Leistungsniveau entspricht. Sie sehen also, dass seine Formkurve mit der 2015 gelaufenen Zeit von 2h14min05, die seine bisher zweitschnellste Marathonzeit war, nicht nach unten zeigt.
Herrn Frank möchte ich nicht weiter kommentieren, außer dass ich schon immer faire Sportler kennenlernen wollte - nun weiß ich, wo sie zu finden sind."
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