Hawi Feysa setzt neuen Streckenrekord beim Frankfurt Marathon: Äthiopiens Aufstieg in die Weltelite
Mit einer beeindruckenden Zeit von 2:17:25 hat Hawi Feysa beim diesjährigen Frankfurt Marathon nicht nur den Streckenrekord gebrochen, sondern sich zugleich in die Weltelite des Marathons katapultiert. Als jüngste äthiopische Weltklasse-Läuferin schließt sie sich einer Riege von Athletinnen an, die die internationalen Bestenlisten dominieren und Äthiopien als führende Marathon-Nation repräsentieren. Ihre Leistung in Frankfurt festigt dabei die starke Präsenz äthiopischer Läuferinnen, die aktuell 14 der 25 Spitzenplätze der Saison einnehmen.
Die Dominanz der äthiopischen Läuferinnen in der Welt
Der Sieg von Hawi Feysa ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer langjährigen, beeindruckenden Erfolgsserie äthiopischer Marathonläuferinnen. In den ewigen Bestenlisten des Marathons stellen Äthiopiens Läuferinnen 17 der 30 schnellsten Zeiten und haben damit einen festen Platz unter den Marathon-Spitzenathletinnen. Diese Ausnahmesportlerinnen inspirieren eine neue Generation und setzen Maßstäbe, wie Feysa nun mit ihrem 19. Platz in der ewigen Bestenliste demonstriert. Der Marathon in Frankfurt war dabei ein entscheidender Schritt für sie, um den Ansprüchen und Erfolgen ihrer Vorbilder gerecht zu werden.
Vom Halbmarathon zur Marathonelite: Hawi Feysas steiler Aufstieg
Die Karriere von Hawi Feysa deutete schon früh darauf hin, dass sie eines Tages zur Weltspitze gehören könnte. Mit einer persönlichen Bestzeit von 65:41 Minuten im Halbmarathon und dem sechsten Platz bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften im letzten Jahr stellte Feysa bereits vor ihrem Wechsel auf die Marathondistanz ihr Potenzial unter Beweis. Dass sie nun ihre Marathon-Bestzeit in Frankfurt auf eine Zeit von 2:17:25 Stunden verbessern konnte, ist auch das Ergebnis ihrer intensiven Vorbereitung in einer der renommiertesten Trainingsgruppen der Welt. In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba trainiert sie zusammen mit Weltklasseathleten, die ihre Leistungsfähigkeit kontinuierlich herausfordern.
Training in der Elite-Gruppe: Der Weg zur Bestzeit
Feysas Training findet in einer außergewöhnlich starken Gruppe statt, die unter der Leitung von Coach Gemedu Dedefo steht. Hier wird sie von Spitzenläuferinnen wie der Marathon-Weltmeisterin Amane Shankule, der Berlin-Marathon-Siegerin Tigist Ketema und der ehemaligen Weltrekordhalterin Tigst Assefa unterstützt. Diese Trainingsgruppe setzt Maßstäbe im internationalen Marathon und Feysa profitiert von der Unterstützung und Motivation durch ihre Trainingspartnerinnen. „Im Training gibt es eine A- und eine B-Gruppe und ich bin in der A-Gruppe. Es ist sehr motivierend für mich, zu sehen, wie erfolgreich die anderen sind. Das macht mich stärker und motiviert mich zusätzlich“, erklärt sie. Durch die intensive Arbeit in dieser Gruppe konnte sie ihre persönliche Bestzeit im Marathon in Frankfurt um über sechs Minuten verbessern – eine außergewöhnliche Leistung.
Inspiration und Herkunft: Hawi Feysas Weg von Ambo zur Weltspitze
Hawi Feysa stammt aus Ambo, einer Stadt etwa 100 Kilometer westlich von Addis Abeba in der Region Oromia, einer Gegend, die für ihre talentierten Läufer bekannt ist. Die einfache Herkunft und ihre Familie, die aus Bauern besteht, prägten Feysas Charakter und Motivation. „Meine Eltern sind Bauern, sie haben Kühe und Pferde“, erzählt sie stolz. Zusammen mit fünf Schwestern und zwei Brüdern wuchs sie in Ambo auf und beschloss bereits im jungen Alter von zehn Jahren, eine Laufkarriere zu verfolgen. Inspiriert wurde sie durch die berühmten Dibaba-Schwestern, allen voran Tirunesh Dibaba, die sie bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen als Kind bewunderte.
Anders als viele ihrer Mitstreiterinnen, die durch tägliches Laufen zur Schule ihre Grundkondition aufbauten, hatte Feysa eine eher unkonventionelle Einführung ins Training: „Meine Schule war nur einen Kilometer von zu Hause entfernt. Ich ging zu einem Rundkurs in Ambo, um mit anderen zu laufen, oft auch mit älteren Jungen. Wir hatten keinen Trainer, aber konnten an regionalen Wettkämpfen teilnehmen, die uns herausforderten“, erinnert sie sich. Mit 16 Jahren zog sie dann nach Addis Abeba, wo sie ihre Laufkarriere ernsthaft verfolgte und bis heute lebt.
Nächsten Ziele und Ambitionen
Nach ihrem Erfolg in Frankfurt hat Hawi Feysa ambitionierte Pläne für die Zukunft. Ihr Ziel ist es, die Marathondistanz unter 2:15 Stunden zu laufen und damit in eine noch exklusivere Riege der Marathonelite aufzusteigen. „Ich kenne meinen Zeitplan für das nächste Jahr noch nicht, aber wenn es möglich ist, würde ich gerne wieder nach Frankfurt zurückkehren. Die Strecke ist gut, und ich denke, hier kann ich noch schneller laufen“, erklärt sie. Langfristig könnte sie dabei sogar eine ihrer jüngeren Schwestern an ihrer Seite haben, die ebenfalls das Potenzial hat, in die Fußstapfen ihrer erfolgreichen Schwester zu treten. „Zwei meiner jüngeren Schwestern sind schon so stark, dass sie zum Training bei mir in Addis Abeba wohnen. Ich bin sicher, dass sie eines Tages mein Niveau erreichen werden.“
Mit ihrem einzigartigen Talent, ihrer Hingabe und der Unterstützung ihrer leistungsstarken Trainingsgruppe ist Hawi Feysa auf dem besten Weg, in den kommenden Jahren eine der dominantesten Figuren im Marathonlauf zu werden. Die Welt der Leichtathletik darf gespannt sein auf die weiteren Rekorde und Triumphe, die Feysa erreichen möchte – und Äthiopiens Position als führende Marathon-Nation wird so schnell nicht ins Wanken geraten.
Fotos: © Mainova Frankfurt Marathon; Norbert Wilhelmi
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