Stephen Mokoka (Südafrika) verteidigte beim Cape Town Marathon 2022 erfolgreich seinen Titel.
Meseret Dinke Meleka (Äthiopien) läuft neuen Rekord - Erschwerter Streckenverlauf - Keine Pacer im Rennen - Kapstadt-Marathon ist Kandidat für World Marathon Majors.
Titelverteidiger Stephen Mokoka hat mit seinem dritten Sieg beim Sanlam Cape Town Marathon erneut gezeigt, warum er seit mehr als einem Jahrzehnt Südafrikas bester Marathonläufer ist. Er lieferte eine meisterhaft taktische Leistung ab, um seinen dritten Titel in 2:09:58 Std. zu holen, fast 1:30 Minuten vor seinem ärgsten Gegenspieler, Derseh Kindie Kassie (Äthiopien/2:11:27 Std.).Diesmal herrschten perfekte Bedingungen, obgleich Tage zuvor der gefürchtete "Cape Doctor" (starker SO-Wind) das Kap und die Stadt umtost hatte.
Der neue Kurs des Marathons, den Mokoka als "hart" bezeichnete und der immerhin drei heftige Anstiege umfasste, erbrachte langsamere Zeiten als erhofft. Dennoch gewann in der Frauenklasse Meseret Dinke Meleka (Äthiopien) das Rennen in neuer PB von 2:24:02 Std. - gleichzeitig neuer Veranstaltungsrekord (in 2021 lief die Siegerin Lydia Simiyu die Bestzeit mit 2:25:44 Std.). Auf den ersten sieben Plätzen rangierten Läuferinnen aus Äthiopien und Kenia, bevor auf Rang 8 die beste Südafrikanerin (Stella Marais) einlief.
Im Elite-Rennen liefen die führenden Männer in einer großen Gruppe zusammen und beobachteten einander genau.Nach 5km (15:47 min) gab es einige Tempo-Schwankungen, aber die Gruppe blieb weitestgehend zusammen.Mokoka lief meistens unbeirrt in der Mitte der Gruppe, alle erreichten die Halbzeit-Marke in 1:05:36 Std. Die meiste Führungsarbeit vollbrachte zu diesem Zeitpunkt Kassie, der Anfang des Jahres in Barcelona eine Halbmarathon-PB als Fünfter in 59:18 min aufgestellt hatte. Mokoka und Choge (Kenia) blieben jedoch immer auf Tuchfühlung, dieses Trio war zusammen bis zum steilen Anstieg an den Hängen des Tafelberges hinauf (km 27 bis 30).
An der letzten Steigung des Rennens beschleunigte Mokoka und legte den schnellsten Abschnitt zwischen km 30 und 35 in 14:56 min. zurück und hatte 6 Sekunden auf den nachfolgenden Kassie gewonnen. Er baute dann seinen Vorsprung auf den letzten 10km stetig aus - bei 35km waren es 21 Sekunden, bei 40km mehr als eine Minute.
Von da an lief Mokoka unbeirrt ins Ziel, wobei seine zweite Hälfte (1:04:20 Std.) deutlich schneller war. Der Südafrikaner, der eine Woche vor diesem Kapstadt-Rennen seinen 50km-Weltrekord an den US-Amerikaner CJ Albertson verlor, sagte nach dem Wettbewerb: "Es war ein harter, harter Kurs. Normalerweise fängt man bei km 25 an, einen Marathon zu genießen, aber heute bei km 28 haben wir diesen Hügel ... erklommen, und es wurde eine Zeit lang wirklich hart, aber insgesamt habe ich das Rennen sehr genossen.
Und ich bin sehr zufrieden mit dem Sieg. Ich möchte immer noch ein bisschen schneller laufen, vielleicht 2:06 Std. Jetzt werde ich mich ausruhen."
(Anmerkung: Seine Marathon-Bestzeit beträgt 2:07:40 Std., erzielt 2015 beim Shanghai-Marathon in China mit dem 2. Rang. Dieses Rennen beendete er außerdem 4x als Sieger, nämlich in den Jahren 2013, 2014 und 2016, 2017. Ferner ist er noch dreimaliger Olympiateilnehmer für Südafrika im Marathonlauf gewesen).
Im weiteren Zieleinlauf folgte nach Mokoka der Äthiopier Kassie mit 2:11:27 Std.vor seinem Landsmann Dagnachew Adere Maru (2:11:55 Std.), der sein Debut gab und nur eine Sekunde (!) vor Choge (Kenia) einkam. Als zweiter Südafrikaner beendete Samuel Moloi seinen ersten Marathon auf dem fünften Rang (2:14:39 Std.).Der Zweitplatzierte Kassie hielt am längsten Kontakt zu Mokoka, musste aber letztlich den Meister ziehen lassen, was er folgendermaßen beschrieb: "Bis zum km 32 wechselte die Gruppe häufig die Positionen, es war also ein spannendes Rennen, aber als Stephen sich absetzte, musste ich akzeptieren, dass ich hier der Außenseiter bin..., und schließlich musste ich aufgeben, ihn einzuholen."
Im Frauenrennen beherrschte Meseret Meleka (Äthiopien) das Feld und machte den größten Anteil der Tempoarbeit vor einer Achtergruppe (in beiden Elite-Feldern wurden keine Pacer eingesetzt !).Zu dieser Gruppe gehörte auch die Juniorin Selam Gebre (Äthiopien), die beim SPAR Grand Prix über 10km bisher eine dominante Rolle gespielt hat und hier ihr Debut gab. Leider musste sie das Rennen bei km 40 (!) vorzeitig beenden. Bis zur Hälfte des Laufes ging die gesamte Gruppe in 1:12:11 Std. durch.
Meleka wurde aber zunehmend ungeduldig, setzte sich mit dem 29.Kilometer ab, erreichte km 30 in1:42:09 Std und hatte da bereits mehr als 50 Sekunden Vorsprung herausgelaufen. An der 40km-Marke lag sie 3:32 min. vor den Verfolgerinnen, im Ziel waren es fast 4 Minuten. Mit ihrer Endzeit von 2:24:02 Std. erreichte sie nicht nur eine neue PB (vorher 2:25:12 Std.), sondern brach den vorjährigen Streckenrekord (s.oben im Text) mehr als deutlich, was vor allem ihrer offensiven Renntaktik zu verdanken war. Auch die Zweitplatzierte Tecla Kirongo (Kenia) steigerte ihre PB um fast 30 Sekunden. - Unter den ersten sechs Läuferinnen befanden sich vier aus Äthiopien.
Meleka sagte nach dem Rennen: "Es war wirklich schwierig, allein zu laufen, weil es keine Pacemaker gab.Aber ich bin froh, dass ich eine PB gelaufen bin und noch mehr freue ich mich über den Bonus für den Rekord." Sie fügte aber auch hinzu: "Ich bin nur teilweise zufrieden, weil ich vorhatte, es noch besser zu machen. Wenn alles perfekt gewesen wäre, hätte ich gehofft, 2:20 oder 2:21 zu laufen. Die Strecke war etwas härter als andere internationale Rennen, "
Beim ersten Elite-Rollstuhlrennen drehte sich alles um Aaron Pike (USA), für den der neue hügelige Streckenabschnitt eine große Herausforderung darstellte: "Ich hatte nicht erwartet, dass es so hart wird..., aber dieser Aufstieg war ein Bär ! Das war der steilste Anstieg in allen Majors..." Er gewann dennoch das Rennen klar mit 1:40:15 Std.
Im Rennen der Frauen-Rollies kam es zu einem spannenden Sprintfinish, das Vanessa de Souza (Brasilien) mit nur einer Sekunde vor Naemi Alphonse (Mauritius) gewann.
Der Cape Town Marathon war das Hauptereignis an einem Wochenende voller Lauf-Aktionen (u.a. Trail-Marathon, 22km Trail sowie die 5km und 10km Peace Runs).
Allein beim Marathon vollendeten insgesamt 9185 Aktive das Rennen, davon 3333 Frauen und 5852 Männer. Zusammen mit allen anderen Wettbewerben dürften es weit mehr als 20.000 gewesen sein.
Sanlam Kapstadt Marathon - World Athletics Elite Label Road Race/Abott World Marathon Majors Kandidat
Erstmals in Kapstadt und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent wurde dieses Rennen als Kandidat für die World Marathon Majors aufgenommen.
Dazu äußerte sich auch Marathonsieger Stephen Mokoka nachhaltig: "Ich hoffe wirklich, dass dieses Rennen ein Abott World Marathon Majors-Wettbewerb wird und ich hoffe, dass sich alle engagieren, um es zu verwirklichen."
Text: Frank-N. Dietzel
(Grundlage: Pressemitteilung des Veranstalters und freundliche Mithilfe von Riel Hauman/Kapstadt)
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