Die auf über 3.600 Metern Höhe gelegene Marco e Rosa Hütte dient als idealer Ausgangspunkt für die Besteigung des einzigen Viertausenders in den Ostalpen - dem Piz Bernina.
Ein Ort des Wohlfühlens ist diese Hütte allerdings nicht. Das liegt nicht unbedingt an der Höhe, sondern an der Art und Weise, wie diese geführt wird. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Konflikten zwischen dem italienischen Hüttenwirt und seinen Gästen. Vor wenigen Tagen ereignete sich ein Zwischenfall, der seine Gäste zu einer lebensgefährlichen Aktion zwang.
Hüttenwirt flog vor den Augen der Gäste ins Tal
Denn der Hüttenwirt sperrte am Abend die ankommenden Gäste aus und flog mit dem Helikopter ins Tal. Den Alpinisten blieb nur der riskante Abstieg ins Tal - bei Dunkelheit über spaltenreiche Gletscher. Doch wie kam es zu dem Vorfall?
Die zwei erfahrenen Alpinisten buchten am Vortag regulär ihre Unterkunft für die Marco e Rosa Hütte. Am nächsten Tag starteten sie früh morgens um 4:30 Uhr an der Diavolezza Talstation, von wo es über die Tschierva-Hütte und den bekannten Biancograt auf den 4.049 Meter hohen Piz Bernina ging. Nach 12 Stunden erreichten sie bei nicht mehr idealen Bedingungen den höchsten Punkt der Ostalpen. Danach folgte der Abstieg über den Spallagrat zum auf 3.609 Meter hoch gelegenen Rifugio Marco e Rosa.
Notabstieg in Dunkelheit über spaltenreiche Gletscher
Die hungrigen Alpinisten erreichten kurz nach 18:00 Uhr - pünktlich zum "geplanten" Abendessen - die Hütte, wo sie sich von einem langen Tag erholen wollten: "Was dann passierte, war einfach nur verrückt. Der Chef des Refugio schloss es direkt vor uns ab, sagte uns, dass er den Helikopter runter bringt und wir entweder im Winterraum bleiben können oder zur Diavolezza runter gehen, was uns weitere sechs bis acht Stunden kosten würde! "Ciao" und weg war er. Da die halbverfaulten Reste im Winterraum (Anmerkung der Redaktion: Einheizen ist im Winterraum nicht möglich) einfach nur eklig aussahen und es keine bessere Option gab, machten wir uns an den Abstieg über den spaltenreichen Gletscher! Die Abendstimmung war unglaublich, aber es war trotzdem ziemlich gefährlich - unbekanntes Terrain, kein Handysignal, Gletscherspalten, kein Wasser mehr", schrieb der betroffene Bergsteiger Philipp Reiter.
Um 0:30 Uhr erreichten sie nach insgesamt 19 Stunden Bewegungszeit (37 Kilometer inkl. 3.000 Höhenmeter bergauf und 2.000 Höhenmeter bergab) ohne längere Pausen die Diavolezza Seilbahnstation (Bergstation). Dort bekamen sie trotz der späten Uhrzeit noch Essen und einen Schlafplatz.
Dazu passend: 3 große Nordwände in weniger als 48 Stunden!
Kommentare
HTaber
Weil der Betroffene erst gestern Abend davon berichtet hatte. Wir sind das erste Medium, das davon berichtet. Es gibt zudem Belegfotos von der Tour inkl. Helikopter-Abflug: www.instagram.com/p/CUIxYfZoms5/
Ich kenne Philipp. Der ist top fit, aber trotzdem ist so ein Verhalten seitens des Wirts nicht akzeptabel.