Eine neue Studie zeigt, dass das Risiko einer COVID-Übertragung bei Laufveranstaltungen durch große und kleine Aerosole sehr klein bzw. nahezu ausgeschlossen ist.

Wie groß ist das Risiko, sich bei einem Laufanlass anzustecken und welche Strategien helfen, dieses Risiko weiter zu senken? Dieser Frage ist Michael Riediker vom Schweizerischen Zentrum für Arbeits- und Umweltgesundheit (SCOEH) nachgegangen.

Er hat dabei in einem ersten Schritt auf einer Leichtathletikbahn Experimente durchgeführt, bei denen, von einer sich auf der Rundbahn bewegenden Testpuppe, entweder feine und große Aerosole freigesetzt wurden. Hinter dieser Testpuppe bewegte sich ein Feld von Dummies, die mit Sensoren ausgestattet waren. Die Übertragung durch feine Aerosole simulierte er mit einer Nebelmaschine. Für die großen Aerosole wurde Lebensmittelfarbe mit einer professionellen Pestizidspritze freigesetzt. Die Aerosol-Größe stellte Michael Riediker dabei so ein, dass sie der Größe menschlicher Aerosole ("feiner Nebel" bzw. "große Tröpfchen") entsprachen. Da die von der Testpuppe freigesetzte Menge an Nebel oder Farbe bekannt war, konnte folglich bestimmt werden, welcher Anteil bei den Testdummies ankommt.

Auswertung mit Computermodell

Die Informationen zur Übertragungsrate in Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Distanz für kleine und große Aerosole wurden danach in ein Computermodell gefüttert und die Übertragung zwischen Teilnehmenden einer Laufveranstaltung simuliert. Als Grundlage dienten dabei die Laufzeiten von echten Laufveranstaltungen. Bei der Simulation wurde die Laufstrecke in 10-Meter Segmente unterteilt und für jedes Segment berechnet, wie viele Aerosole von einer infizierten Person, auf die hinter ihr im gleichen Segment laufenden Personen übertragen werden. Die Anzahl infizierter Personen im Rennen wurde aufgrund der aktuellen epidemiologischen Lage auf 0,25% aller Teilnehmenden angesetzt. Die Simulationen sind also eine pessimistische Schätzung, da die Läuferinnen und Läufer in Ländern wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz unverständlicherweise nur mit einem Covid-Zertifikat zu Laufevents zugelassen sind.

Beim Massenstart ein geringes Risiko

Erste Resultate zeigen, dass das Risiko sogar bei einem Massenstart recht gering ist. Bei 61% der 10-Kilometer-Läufe mit 100 Teilnehmenden hatte es mindestens eine infizierte Person im Starterfeld. Wenn man nur die Läufe mit einer infizierten Person am Start anschaut, kommt es bei jedem zehnten Lauf vor, dass eine andere Person "möglicherweise" eine infektiöse Dosis erhält.  Das Ansteckungsrisiko erhöht sich leicht mit steigenden Teilnehmerzahlen, bleibt aber selbst bei 1.000 Läuferinnen und Läufer sehr tief. Wenn ein Lauf mit 1000 Teilnehmenden einen gestaffelten Start durchführt, hätte es bei der gegenwärtigen epidemiologischen Lage nur gerade bei jedem fünften Lauf eine Person, die eine möglicherweise kritische Dosis erhält. 

Auch auf der Rundbahn wurde getestet

Ebenfalls simuliert wurde die Situation von dicht beisammen laufenden Gruppen, wie sie zum Beispiel bei Leichtathletik-Meetings vorkommt. Bei einem 1500-Meter Lauf ist das Risiko einer Ansteckung ebenfalls sehr gering. Dies einerseits, weil die Wahrscheinlichkeit, eine ansteckende Person am Start zu haben, sehr klein ist. Andererseits weil die Laufdistanz kurz ist.

Ermutigende Ergebnisse für Laufevents

Das Fazit der Studie ist für Organisatoren erbaulich: Bei Laufveranstaltungen im Freien gibt es nur ein sehr geringes Ansteckungsrisiko. Dieses ohnehin kaum vorhandene Risiko kann weiter gesenkt werden, wenn mit Einzelstarts oder in Kleingruppen gestartet wird, allerdings würde dies den Wettkampfcharakter von Laufevents reduzieren. Wenn vermieden wird, dass Teilnehmende über sehr lange Zeit sehr nahe hinter anderen Personen laufen, verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung durch Covid-19 nochmals.

Diese Studie wurde vom Verein Swiss Runners und Swiss Athletics finanziell unterstützt. Alle Resultate sind vorläufig. Ein Fachartikel mit Beschreibung der Methodik und der Resultate ist in Vorbereitung und wird schon bald bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift eingereicht.

Zusammengefasst: Ein Ausschluss bestimmter "Menschengruppen" von Laufveranstaltungen ist irrsinnig.

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Kommentare

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T.m
Samstag, 09. Oktober 2021 20:08
Es war ja schon lange bekannt, dass an der frischen Luft nahezu keine Gefahr besteht und ganz zu Beginn der Panik hat man schon gesagt, dass dann vor allem Gefahr besteht, wenn man in Innenräumen 15 Minuten oder länger engen Kontakt zu einer infizierten Person hatte, es gab zum Glück keine gegenteiligen Erkenntnisse, aber unsere Regierung hat zu 100% nur mit Panik und Angst reagiert, Vernunft und Verhältnismäßigkeit waren völlig außen vor.
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