Der US-Amerikaner CJ Albertson erzielte am 8. Oktober 2022 beim 35. Ruth Anderson Memorial Endurance Run in San Franzisco einen neuen Weltrekord auf der 50km-Distanz.
Er stellte im Alleingang (ohne Pacer) die neue Bestzeit mit 2:38:43 Stunden auf und war damit 1:30 Minuten schneller als der Südafrikaner Stephen Mokoka, der im März des Jahres in Port Elizabeth/RSA die bisherige Weltbestmarke erreicht hatte (bereits berichtet).
Das Rennen fand auf einem 7,24 km langen Rundkurs im Lake Merced Park (südwestlich von San Francisco) statt, neben der 50km-Strecke wurde noch ein 50 Meilen-Rennen angeboten. Der Kurs ist leicht wellig, hat überwiegend asphaltierte Radwege, aber auch gepflegte Parkwege.
Insgesamt starteten in beiden Rennen 77 Aktive ,54 beendeten das 50km- Rennen - alles in allem, ein kleines, überschaubares Rennen, jedoch mit Weltrekordleistung und zusätzlich noch US-Bestleistung (50 Meilen).*
Teilnahme erst vor 4 Wochen bestätigt
Albertson, der eigentlich ein besserer Marathonläufer ist, hatte bereits 2020 einen Rekordversuch im 50km-Lauf (2:42:30 Std.) unternommen, dieser wurde jedoch nicht in den offiziellen Bestenlisten geführt. Es handelte sich damals um einen Bahnlauf mit privaten Pacern, alleiniger Teilnehmer war er selbst. Ohnehin hatte der Südafrikaner Mokoka die Bestmarke zwischenzeitlich auf 2:40:13 Std. heruntergeschraubt. Doch der Amerikaner hatte vor, den Rekord zu holen. Er wusste nur nicht, wann das geschehen würde. Letztlich hatte er das Rennen (in San Francisco) erst etwa 4 Wochen vor dem Event geplant.
Ohne Tempomacher
Als er feststellte, dass der Termin des 50km-Laufes nur acht Wochen vor seinem nächsten Zielrennen (Valencia Marathon) entfernt war, nahm er Kontakt mit den Veranstaltern auf, um alle Schritte für einen Rekordlauf zu regeln. Das klappte auch in kürzester Zeit. Auf Pacer hatte er dann verzichtet, dass hätte noch mehr Aufwand erfordert. Dazu meinte er: "Letztendlich war es wahrscheinlich gut,dass ich keine Schrittmacher hatte. Ich lief die erste Runde in einem Tempo von 4:51 (pro Meile), was sich angenehm anfühlte. Das gab mir einen schönen Puffer und ich konnte den Rest des Weges etwas cruisen". (Zwischenzeiten siehe unten)
Zum Kurs sagte er: "Ich habe die Strecke erst etwa 14 Stunden vor dem Rennen gesehen, es war wahrscheinlich nicht die ideale Strecke, um so schnell wie möglich zu laufen, aber ich denke auch nicht, dass es eine "langsame" Strecke ist, ein Bahn wäre schneller. Aber offensichtlich hat auch dieser Kurs geklappt, und das Wetter war super".
"Einfach gerannt" - Weltrekord nur ein Zufallsprodukt?
Auf die Frage, wie er sich während des Laufes gefühlt habe, antwortete Albertson: "Es lief gut. Normalerweise gibt es definitiv Höhen und Tiefen, aber für dieses spezielle Rennen gab es wirklich keine. Ich bin einfach gerannt und dann fertig".
Weltrekord aus dem Training
Dieser 50km-Lauf war offensichtlich kein Zielrennen für Albertson, sondern nur ein Trainingslauf zur Vorbereitung auf einen Herbstmarathon, also integraler Bestandteil seines Trainings. Demnach war dieser Weltrekord eher ein Zufallsprodukt, aus einem flotten Trainingslauf ungeplant hervorgerufen.
Bekannt für schnelle Starts
Das zeigt häufig seine unkonventionelle Rennstrategie, wie er sie auch anlässlich des Boston-Marathons praktizierte. Einfach schnell losstarten, den Lauf genießen, sich treiben lassen und dann sehen, was kommt. (Alle Zitat-Auszüge entstammen iRunFar/USA).
Ziel: Olympia-Marathon
Zudem sieht sich Albertson nicht als Ultraläufer, sondern verfolgt weiter seine sportlichen Ziele auf der Marathondistanz. Zunächst mit Zielsetzung im Zeitbereich 2:07/2:08 Std., langfristig als Starter für das Olympia-Team der USA. So erklärte er auch gegenüber dem Ultra Running Magazine/USA: "Die 50km-Distanz schien noch nie super lang oder ganz anders als bei einem Marathon zu sein" - man könnte daraus folgern, es geht lediglich im 50km-Lauf um eine zusätzliche Trainingsvariante für den Marathon!
Und dabei war es für ihn nur wichtig, den Rekord zu haben. Im Vorfeld bekannte er: "2:40 hrs. is nice", jetzt sogar deutlich darunter.
Weitere Weltrekorde über die 50 km wahrscheinlich
Man wird gespannt verfolgen, wie die Entwicklung auf der neuen 50km-Strecke weitergehen wird. Die Konkurrenz wird nicht schlafen, die Zeiten werden mit Sicherheit noch deutlich nach unten absinken. Interessant sollte außerdem das Abschneiden von Albertson beim Valencia-Marathon im Dezember sein!
Zwischenzeiten beim 50km-Rekord:
20:27 min.(6,753km), 43:00 min.(13,961km), 1:05:40 Std.(21,168km), 1:28:26 Std.(28,376km), 1:51:35 Std. (35,584km), 2:15:01 Std. (42,792km), die letzten 8km lief er in 23:42 min, alles nach seiner bekannten Vorgehensweise.
Seine Leistungsentwicklung im Marathon:
Erster Marathon in 2:17 Std. - 2019 Indoor-Weltrekord /200m-Bahn) 2:17:59 Std. - 2020 2:11:49 Std. (7.Platz bei US-Trials) und 2:11:18 Std. - 2021 2:14:29 Std. - 2022 2:10:23 Std. (Boston) und 2:10:52 Std. (Duluth), Valencia wäre dann sein 3. Marathon in 2022.
Albertson wurde am 11. Okt. 1993 geboren (jetzt 29 Jahre alt), lief den Rekord 3 Tage vor seinem Geburtstag. Er ist 1,72m groß und wiegt 77kg (kräftiger Marathonläufer!).
Ergänzungen: 2. im 50km-Lauf wurde Fermin Villagran in 2:55:20 Std. - Beim 50Meilen-Rennen siegte Omine Chikara (M-40) in 5:05:41 Std., zugleich neuer US-Rekord in der Altersklasse M-40. Diesen Rekord hielt zuvor Bernd Heinrich mit 5:29:01 Std (aufgestellt 1984).
Text: Frank-N. Dietzel
Fotos: Pen Perez/photographer
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