Der Marathonlauf zählt zu den wenigen Bewerben, die bisher bei allen Olympischen Sommerspielen der Neuzeit Teil des Programms war.
Bei den ersten Olympischen Sommerspielen im Jahr 1896 wurde der Marathonlauf erstmals ausgetragen und ist seitdem ununterbrochen Teil der Olympischen Spiele. Außerhalb der Leichtathletik sind lediglich die Einzel-Bewerbe der Säbel-Fechter immer im Olympischen Programm gewesen.
Innerhalb der Leichtathletik gibt es noch weitere Bewerbe, die bisher immer Teil des Olympischen Programms waren.
Disziplinen, die bisher bei allen Olympischen Spielen im Programm waren
- 100-Meterlauf
- 400-Meterlauf
- 800-Meterlauf
- 1.500-Meterlauf
- 110 Meter Hürden
- Marathon
- Hochsprung
- Stabhochsprung
- Weitsprung
- Dreisprung
- Kugelstoßen
- Diskuswurf
- Fechten: Säbel-Einzelbewerb
Die Olympia-Geschichte im Marathonlauf
Der Marathon ist eine von 12 Disziplinen der Leichtathletik, die bisher bei allen Olympischen Spielen ausgetragen wurden. Erstmals also im Jahr 1896, damals noch über 40 Kilometer. Über die heute gültige Wettkampfdistanz wurde der Marathonlauf erstmals im Jahr 1908 in London gelaufen. Erst 1921 legte das Weltleichtathletikverband fest, dass die offizielle Länge des Marathons über 42,195 Kilometer führt. Seitdem wird bei jedem Olympischen Marathon über diese Distanz gelaufen.
Die Marathon-Distanz bei Olympischen Spielen
Jahr | Distanz |
---|---|
1896 | 40 km |
1900 | 40,26 km |
1904 | 40 km |
1906* | 41,86 km |
1908 | 42,195 km |
1912 | 40,2 km |
1920 | 42,75 km |
seit 1924 | 42,195 km |
*1906: Olympische Zwischenspiele
Frauen und der Olympische Marathon
Während der Marathonlauf bei den Herren seit den ersten Olympischen Sommerspielen im Jahr 1896 Teil des Programms war, mussten die Damen fast 90 Jahre warten, bis sie auch um Olympische Goldmedaillen über die Marathondistanz laufen durften.
Nachdem im Jahr 1928 erstmals einige Leichtathletik-Bewerbe für die Damen in das Olympische Programm aufgenommen wurden, dauerte es noch sehr lange, bis sich auch die längeren Laufdistanzen durchsetzten. Der erste Versuch eine Laufdisziplin außerhalb des Sprints für Frauen im Olympischen Programm zu etablieren, scheiterte im Jahr 1928 kläglich. Damals wurde der 800-Meterlauf sofort wieder aus dem Programm gestrichen, nachdem die Verantwortlichen der Meinung waren, dass sich die Frauen zu sehr übernehmen, weil diese alle nach dem Lauf erschöpft im Ziel lagen.
Erst 1960 wurde der 800-Meterlauf für die Damen wieder aufgenommen. 1972 folgten die 1.500 Meter, ehe im Jahr 1984 endlich auch der Marathon seine Premiere feiern durfte. Etwas später wurden auch die Laufbewerbe über 10.000 Meter (1988) und und 5.000 Meter (1996) für die Frauen in das Olympische Programm aufgenommen.
Es dauerte also exakt 100 Jahre, bis die Frauen bei den Olympischen Laufbewerben gleich behandelt wurden. Nein, tatsächlich sogar noch länger. Denn die etwas jüngere Disziplin über 3.000 Meter Hindernis war gar erst im Jahr 2008 bei den Damen olympisch. Allerdings ist diese Disziplin bei den Herren auch "erst" seit 1920 im Programm.
Alle Marathon-Olympiasieger - Herren
Jahr | Läufer | Nation | Zeit |
---|---|---|---|
1896 | Spyridon Luis | GRE | 2:58:50 |
1900 | Michel Théato | FRA | 2:59:45 |
1904 | Thomas Hicks | USA | 3:28:53 |
1908 | John Hayes | USA | 2:55:18 |
1912 | Ken McArthur | RSA | 2:36:54 |
1920 | Hannes Kolehmainen | FIN | 2:32:35 |
1924 | Albin Stenroos | FIN | 2:41:22 |
1928 | Boughera El-Quafi | FRA | 2:32:57 |
1932 | Juan Carlos Zabala | ARG | 2:31:36 |
1936 | Son Kitei | JAP | 2:29:19 |
1948 | Delfo Dabrera | ARG | 2:34:51 |
1952 | Emil Zátopek | CZE | 2:23:03 |
1956 | Alain Mimoun | FRA | 2:25:00 |
1960 | Abebe Bikila | ETH | 2:15:16 |
1964 | Abebe Bikila | ETH | 2:12:11 |
1968 | Mamo Wolde | ETH | 2:20:26 |
1972 | Frank Shorter | USA | 2:12:19 |
1976 | Waldemar Cierpinski | GER | 2:09:55 |
1980 | Waldemar Cierpinski | GER | 2:11:03 |
1984 | Carlos Lopes | POR | 2:09:21 |
1988 | Gelindo Bordin | ITA | 2:10:32 |
1992 | Hwang Youg-cho | KOR | 2:13:23 |
1996 | Josia Thugwane | RSA | 2:12:36 |
2000 | Gezahegne Abera | ETH | 2:10:11 |
2004 | Stefano Baldini | ITA | 2:10:55 |
2008 | Samuel Wanjiru | KEN | 2:06:32 |
2012 | Stephen Kiprotich | UGA | 2:08:01 |
2016 | Eliud Kipchoge | KEN | 2:08:44 |
2021 | Eliud Kipchoge | KEN | 2:08:38 |
Marathon-Olympiasiege (Herren) nach Nationen
- Äthiopien - 4 (zuletzt 2000)
- Frankreich - 3 (1956)
- USA - 3 (1972)
- Kenia - 3 (2021)
- Finnland - 2 (1924)
- Argentinien - 2 (1948)
- Deutschland - 2 (1980)
- Südafrika - 2 (1996)
- Italien - 2 (1988)
- Griechenland - 1 (1896)
- Japan - 1 (1936)
- Tschechische Republik - 1 (1952)
- Portugal - 1 (1984)
- Südkorea - 1 (1992)
- Uganda - 1 (2012)
Alle Marathon-Olympiasieger - Damen
Jahr | Läuferin | Nation | Zeit |
---|---|---|---|
1984 | Joan Benoit | USA | 2:24:52 |
1988 | Rosa Mota | POR | 2:25:40 |
1992 | Walentina Jegorowa | RUS | 2:32:41 |
1996 | Fatuma Roba | ETH | 2:26:05 |
2000 | Naoko Takahashi | JAP | 2:23:14 |
2004 | Mizuko Noguchi | JAP | 2:26:20 |
2008 | Constatina Dita | RUM | 2:26:44 |
2012 | Tiki Gelana | ETH | 2:23:07 |
2016 | Jemima Sumgong | KEN | 2:24:04 |
2021 | Peres Jepchirchir | KEN | 2:27:20 |
Marathon-Olympiasiege (Damen) nach Nationen
- Japan - 2 (zuletzt 2004)
- Äthiopien - 2 (2012)
- Kenia - 2 (2021)
- USA - 1 (1984)
- Portugal - 1 (1988)
- Russland - 1 (1992)
- Rumänien - 1 (2008)
16 beeindruckende Fakten zum Olympischen Marathon
- Es gab bisher drei Doppel-Olympiasieger: Der Äthiopier Abebe Bikila (1960, 1964), der Deutsche Waldemar Cierpinski (1976, 1980) und der Kenianer Eliud Kipchoge (2016, 2021) gewannen 2-mal in Serie Olympia-Gold. Cierpinskis Erfolge sind aber von Dopingvorwürfen überschattet
- Äthiopien und Kenia sind die einzigen Nationen, die sowohl bei den Damen als auch bei den Herren jeweils mehr als einen Olympiasieg holten. In Summe ist Äthiopien mit 6 Olympiasiegen die Nummer 1 im Marathonlauf.
- Äthiopien ist zudem die einzige Nation mit 3 Olympiasiegen in Serie (1960 - 1968 bei den Herren)
- 5 Kontinente feierten bereits Marathonsiege (Nordamerika, Südamerika, Europa, Afrika und Asien)
- Abebe Bikila lief 1960 barfuß zum Olympiasieg
- Abebe Bikila ist auch der einzige Marathonläufer, der bei Olympischen Spielen einen offiziellen Marathon-Weltrekord aufstellte (damals Weltbestleistung). Dies gelang ihm nach 1960 auch 1964. Danach wurde bei Olympischen Spielen nie wieder ein Marathon-Weltrekord gelaufen.
- 12-mal wurde bei den Herren ein Olympischer-Marathon-Rekord erreicht (mit den Zwischenspielen im Jahr 1906 sogar 13-mal)
- Bei den Damen wurde der Olympia-Rekord nach der Premiere im Jahr 1984 nur zwei Mal verbessert (2000 und 2012). Ein Weltrekord gelang nie.
- 1908 erreichte der Italiener Dorando Pietri als Erster das Ziel. Er wurde allerdings disqualifiziert, da er mit Unterstützung von Kampfrichtern über die Ziellinie gezogen wurde.
- Kenia hält den Rekord bei den Silbermedaillen (7-mal: 3-mal bei den Herren und 4-mal bei den Damen). Bei den Herren verpasste Großbritannien vier Mal Gold um nur einen Rang, von 1932 bis 1948 sogar 3-mal in Serie.
- Afrika hat bei den Damen seit 1996 zumindest immer eine Medaille geholt. Bei den Herren seit 2008.
- Den letzten Doppelsieg bei den Herren gab es 1912: Damals gewann der Südafrikaner Ken McArthur vor seinem Teamkollegen Christopher Gitsham.
- Bei den Damen gab es im Jahr 2021 erstmals einen Doppelsieg: Kenia belegte die Ränge 1 und 2.
- Bei den Olympischen Spielen 2016 kamen erstmals der Sieger und die Siegerin aus dem gleichen Land (Kenia). Diesen Erfolg wiederholte Kenia auch bei den darauf folgenden Olympischen Spielen in Tokio.
- Die ersten 3 Olympiasieger kamen allesamt aus dem Gastgeberland. Danach gab es nie wieder einen männlichen Marathon-Olympiasieger aus dem Land des Gastgebers.
- Bei den Damen war es nur die erste Marathon-Olympiasiegerin Joan Benoit im Jahr 1984, die für den Gastgeber Gold holte.
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