Garmin ist bei Läufern der mittlerweile führende Hersteller von GPS-Sportuhren.
Eine der vielen Funktionen von Garmin-Uhren sind die integrierten Trainingspläne und Trainingsvorschläge.
Diese Pläne bieten Nutzern strukturierte und zielgerichtete Trainingsprogramme, die von Experten entwickelt wurden, um verschiedene Fitnessziele zu erreichen, sei es zur Vorbereitung auf einen Marathon, zur Verbesserung der allgemeinen Fitness oder zur Steigerung der Grundlagenausdauer.
Auf HDsports werfen wir einen ausführlichen Blick auf unsere Erfahrungen mit Trainingsplänen und Trainingsvorschlägen von Garmin Coach und beleuchten die Vorteile sowie die Nachteile.
Zur besseren Verständlichkeit:
- Garmin Trainingspläne sind Pläne (Laufen und Radfahren) im Zeitraum von 6 bis 26 Wochen, bei denen die Trainingseinheiten an den Trainingsstand angepasst werden. Ebenfalls Teil des Features sind Coaching-Videos und Artikel.
- Garmin Trainingsvorschläge sind automatisierte Trainingsvorschläge, die anhand der aktuellen Leistungsfähigkeit und des derzeitigen Fitnesszustandes gemacht werden.
Vorteile von Garmin Trainingsplänen und Trainingsvorschlägen
1. Personalisierung und Anpassung
Garmin Trainingspläne sind oft personalisierbar und passen sich an das individuelle Fitnessniveau und die spezifischen Ziele des Nutzers an. Dies bedeutet, dass Anfänger genauso wie erfahrene Athleten geeignete Pläne finden können.
Durch die Eingabe persönlicher Daten wie Alter, Gewicht, Trainingsziele und aktuelle Fitness können die Pläne genau auf den Nutzer zugeschnitten werden.
Die Trainingsvorschläge von Garmin passen sich zudem immer an die aktuelle Leistungsfähigkeit an. Es damit kein starrer Basisplan, sondern ein Trainingsplan, der sich regelmäßig an die Trainingsdaten und Fitnessdaten des Sportlers automatisiert anpasst.
2. Strukturierte Workouts
Die Trainingspläne bieten strukturierte Workouts, die genau vorgeben, was an welchem Tag zu tun ist. Dies erleichtert es dem Nutzer, einen klaren Plan zu folgen und Fortschritte zu erzielen.
Die Struktur hilft auch dabei, Übertraining zu vermeiden, indem sie Ruhetage und Erholungsphasen integriert.
3. Integration mit Garmin Geräten
Die Trainingspläne sind nahtlos in die Garmin-Laufuhren und die Garmin Connect App integriert. Dies ermöglicht eine einfache Synchronisation und Echtzeit-Feedback während des Trainings.
Funktionen wie Herzfrequenzmessung, GPS-Tracking und Trainingsanalyse helfen dabei, die Effektivität des Trainings zu maximieren.
4. Vielfältige Trainingspläne
Garmin bietet eine breite Palette an Trainingsplänen für verschiedene Sportarten und Fitnessziele. Ob Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Triathlon – es gibt für nahezu jeden Bedarf einen passenden Plan.
Spezielle Pläne bieten zielgerichtete Programme für spezifische Wettkämpfe.
Aber auch ohne Trainingspläne schlägt Garmin automatisch "Trainingsvorschläge" vor. Die Qualität lässt allerdings oft zu wünschen übrig. Mehr dazu in den Nachteilen.
5. Motivation und Fortschrittsverfolgung
Durch die ständige Überwachung der Fortschritte und das Erreichen von Zwischenzielen bleiben Nutzer motiviert. Die visuelle Darstellung der Fortschritte in der Garmin Connect App und die Möglichkeit, Erfolge in sozialen Medien zu teilen, tragen zusätzlich zur Motivation bei.
6. Kostenlose Nutzung
Die Trainingsvorschläge und die Trainingspläne von Garmin sind kostenlos.
Nachteile von Garmin Trainingsplänen
1. Standardisierte Programme
Trotz der Möglichkeit zur Personalisierung können die Trainingspläne manchmal zu standardisiert sein und nicht immer die individuellen Bedürfnisse und körperlichen Besonderheiten jedes Nutzers berücksichtigen.
Nutzer mit spezifischen gesundheitlichen Bedingungen oder Verletzungen benötigen möglicherweise eine individuellere Betreuung.
2. Teils eigenartige und sinnfreie Trainingsvorschläge
Das ist unser größter Kritikpunkt an den Garmin Trainingsvorschlägen. Ja, Garmin versucht möglichst individuelle Vorschläge zu geben, womit Punkt 1 unserer Kritik etwas aufgehoben wird. Doch diese individuellen Vorschläge sind zumindest teilweise sehr eigenartig und sinnbefreit.
Dazu ein paar Beispiele:
- Sehr kurze Sprints (Tempoläufe) für einen Langstreckenläufer als eigenständige Einheit. Gegen kurze Tempoläufer (z. B. 100 bis 200 Meter) spricht grundsätzlich nichts, aber als eigenständige Einheit sind sie vor allem für Langstreckenläufer nicht empfehlenswert. Diese können auch in ein Intervalltraining integriert werden. Zum Beispiel sechs Läufe über 100 Meter vor dem Start der Tempoläufe als Abschluss des Aufwärmprogramms. Oder einige 200-Meter-Tempoläufe nach dem eigentlichen Intervalltraining als zusätzlichen Temporeiz.
- Intensive Trainingseinheiten bei ermüdetem Zustand: Garmin erkennt ja anhand einiger Berechnungen (Stresslevel, Herzfrequenzvariabilität, Schlafanalyse, Intensitätsminuten, Ruhe-Herzfrequenz) ganz gut den aktuellen Zustand der Person, sofern die Daten zuverlässig berechnet werden (mehr dazu im 3. Punkt unserer Nachteile). Trotzdem sind die automatisierten Trainingsvorschläge teilweise sehr eigenartig. Da gab es etwa den Vorschlag eines intensiven Intervalltrainings, nachdem in den Tagen davor lange Bergtouren umgesetzt wurden. In diesem Fall benötigt der Körper mindestens einen Tag Regeneration zwischen diesen Aktivitäten.
3. Trainingsvorschläge basieren auf teils mangelhaften Pulsdaten
Die automatisierten Trainingsvorschläge sind eng an die aufgezeichneten Herzfrequenzdaten gekoppelt. Da mittlerweile alle modernen Garmin-Uhren die Herzfrequenz über einen Sensor am Handgelenk aufzeichnen und dieses Service die meisten Läufer nutzen, kommen wir zu einem Problem, welches vielen Nutzern gar nicht bewusst ist: Die Herzfrequenzaufzeichnung über den Sensor am Handgelenk ist im Vergleich zum klassischen Brustgurt deutlich ungenauer und unzuverlässiger: Erschreckendes Ergebnis: Optische Pulsmessung über das Handgelenk
Und da kommen wir zu einem großen Problem: Viele unerfahrene Läufer vertrauen diesen Daten blind. Das führt in der Folge zu völlig unrealistischen Trainingsvorschlägen, wenn mehrmals nicht korrekte Herzfrequenz-Daten ermittelt wurden.
Auch dazu ein paar Beispiele bei der Herzfrequenzberechnung:
- Bei einem lockeren Grundlagenlauf wurden Herzfrequenzbereiche im anaeroben Bereich ermittelt, was natürlich nicht möglich ist.
- Bei einem intensiven Tempodauerlauf war die Herzfrequenz im Grundlagenbereich 1, also wiederum viel zu niedrig.
Diese "teilweise" mangelhaften Berechnungen führten dazu, dass Garmin bei mir kurzfristig eine maximale Herzfrequenz von über 200 ermittelte. Diese korrigierte Garmin innerhalb von nur wenigen Wochen auf unter 190. Bei solch hohen Differenzen muss damit gerechnet werden, dass Garmin teilweise unrealistische Trainingseinheiten vorschlägt, da bei diesen Vorschlägen u.a. auch die maximale Herzfrequenz als Grundlage dient.
Auch die automatische Berechnung des Leistungspotentials (5 km, 10 km, Halbmarathon und Marathon) spuckt teilweise eigenartige Ergebnisse auf. Die 5-Kilometer-Zeit wurde etwa innerhalb von wenigen Tagen von knapp unter 17 Minuten auf 15:20 Minuten korrigiert. So ein Leistungssprung wäre natürlich schön, ist aber fern von jeglicher Realität.
Zusammengefasst: Die Trainingsvorschläge sind teilweise durchaus interessant und hilfreich, leider aber oft auch unrealistisch. Läufer sollten demnach diese Trainingsvorschläge nicht gedankenlos umsetzen.
4. Erforderliche Technikaffinität
Die Nutzung der Trainingspläne erfordert eine gewisse Technikaffinität und die Bereitschaft, sich mit den Garmin-Geräten und der dazugehörigen Software auseinanderzusetzen. Für weniger technikaffine Nutzer kann die Bedienung der Geräte und die Nutzung der App eine Herausforderung darstellen.
Dazu sei aber auch gesagt, dass nach etwas Einarbeitungszeit der Umgang mit Garmin-Sportuhren sehr vertraut wirkt.
5. Verfügbarkeit von Expertenberatung
Obwohl die Trainingspläne von Experten entwickelt wurden, fehlt manchmal die Möglichkeit, direkte Beratung oder Anpassungen von einem persönlichen Trainer zu erhalten. In Fällen, in denen detaillierte, individuelle Ratschläge benötigt werden, stoßen die Garmin-Pläne zumindest teilweise an ihre Grenzen.
6. Komplexität der Trainingsdaten
Die umfangreichen Trainingsdaten und Analysen können für manche Nutzer überwältigend sein. Es erfordert Zeit und Mühe, die verschiedenen Metriken zu verstehen und sinnvoll zu nutzen.
Ohne ausreichende Kenntnis der Interpretation dieser Daten könnten Nutzer Schwierigkeiten haben, die richtigen Schlussfolgerungen für ihre Trainingsroutine zu ziehen. Siehe dazu auch unsere Punkte 2 und 3 bei den Nachteilen.
Zusammenfassung und unser Fazit
Garmin Trainingspläne bieten "grundsätzlich" eine wertvolle "Unterstützung" für Fitness-Enthusiasten und Athleten, die strukturierte und zielgerichtete Trainingsprogramme suchen.
Die Vorteile wie Personalisierung, strukturierte Workouts, Integration mit Garmin-Geräten und eine Vielzahl von Trainingsplänen machen sie zu einer attraktiven Option für viele Nutzer. Dennoch sollten die potenziellen Nachteile wie erforderliche Technikaffinität und teils unrealistische Trainingsvorschläge berücksichtigt werden.
Insgesamt können Garmin Trainingspläne eine effektive Möglichkeit sein, Fitnessziele zu erreichen, solange Nutzer bereit sind, sich mit der Technologie auseinanderzusetzen und ihre persönlichen Bedürfnisse im Auge zu behalten.
Für hochwertige Trainingspläne empfehlen wir das "Große Laufbuch der Trainingspläne"
Kommentare
Teilweise völlig unrealistisch auf Grund der Trainings ständige Steigerungen weit über den Level..
Einfacher sinnvollen Plan machen und mit der Uhr aufzeichnen und den Knecht abschalten